Saludos, Amigos!

Man kann nur noch mit offenem Mund staunen, was sich vor den eigenen Augen in Landsberg abspielt. Eine Stadt-Justiziarin, die in der öffentlichen Sitzung am 12.06.2013 das Verhalten des Stadtrats Handtrack wegen eines Anrufs bei der Richterin öffentlich tadelt und mit falschen Tatsachenbehauptungen aufwartet: Hr. Handtrack hätte sie während des Verhandlungstermins vor dem Landgericht München angesprochen, um zu klären, ob eine Mediation noch möglich sei. Als Augenzeuge kann ich bestätigen, dass Handtrack die Justiziarin nicht während des laufenden Verfahrens angesprochen hat. Das wäre aufgrund der räumlichen Gegebenheiten im Gerichtssaal auch kaum möglich gewesen. Der Sitzungsleiter, OB Neuner, ließ sie gewähren. Peinlich, unangemessen und skandalös, wenn sie mich fragen.

Man traute seinen Ohren nicht: Die Stadt Landsberg hat gemäß den Ausführungen von Hoffschmidt als Stillhalterin, also Verkäuferin, von Optionen fungiert. Sollte das zutreffen, dann hat die Bank Hauck & Aufhäuser auf jeden Fall ethisch-moralisch verwerflich gehandelt, frei nach dem Gordon Gekko-Motto "Gier ist gut". Eine 30.000-Einwohner-Kommune kann keinen Nutzen für ihre Finanzierungen aus der Stillhalterin-Position ziehen. Das kann auch der Bank nicht entgangen sein. Schlimmer noch, eine Kommune kann diese Risikopositionen weder bündeln noch weiterveräußern. Sie ist damit dem Treiben der Finanzmärkte schutzlos ausgeliefert. Die damaligen Verantwortlichen bei Hauck & Aufhäuser sollten sich schämen, wenn sie mich fragen.

Ist der Schuldige damit gefunden und die Stadt aus dem Schneider? Nein, wie tief muss man als Kämmerei, als Rechtsamt, als Stadtrat, als OB und als Aufsichtsbehörde schlafen, um diese Options-Stillhaltergeschäfte zu übersehen und nicht einzuschreiten? Sehr tief, wenn sie mich fragen. Im Lichte der neuen Erkenntnisse wirken der Kämmerer und der ehemalige OB Lehmann immer mehr als Bauernopfer in einem Akt des kollektiven Versagens und der organisierten Verantwortungslosigkeit.

Die Derivateaffäre war bisher eine Affäre auf kommunaler Ebene. Das hat sich in der letzten Stadtratssitzung geändert. Martin Zeil, jetziger bayerischer Wirtschaftsminister, war zum Zeitpunkt des Abschlusses der fraglichen Verträge in leitender Position bei Hauck & Aufhäuser tätig. Zeitgleich bekleidete er wichtige kommunalpolitische ämter in Landkreis Starnberg. Das alleine ist schon ein massiver Interessenskonflikt.
Die telefonischen "Recherchen" von Hrn. Zeil und seinen Mannen beim Landsberger Stadtrat Jonas Pioch und seine Verteidigungsstrategie der Ahnungslosigkeit ("Keine operativen Geschäfte gesehen und gemacht.") disqualifizieren Hrn. Zeil nun endgültig als Minister in einem bayerischen Kabinett. Offenbar fehlt dem Mann ein ethisch-moralischer Kompass, der aber nach meinem Verständnis Voraussetzung für die Ausübung eines solch bedeutenden Amtes ist.

Aber wie sagt man in Bayern so schön: Saludos, Amigos!